Mykoplasmen bei Meerschweinchen

WAS SIND MYKOPLASMEN?

Mykoplasmen sind zellwandlose Bakterien, die bei vielen Tierarten vorkommen können. Bei manchen Tierarten spricht man von sogenannten Kommensalen. Dies bedeutet, dass diese Bakterien bei einer speziellen Tierart zwar vorkommen, aber sich keine Nachteile ergeben (also keine Erkrankungen auslösen). Bei anderen Tierarten allerdings können bestimmte Mykoplasmen eine Erkrankung des Atmungstraktes auslösen. Darunter fallen auch schwerwiegende anzeigepflichtige Tierseuchen, wie die Lungenseuche der Rinder.

Bei den Haus- und Heimtieren sind häufig Katzen und Hunde, aber auch Ratten und Mäuse betroffen. Diese erkranken häufig an Mycoplasma pulmonis, welches zu Lungen-, Ohr- oder Gelenkentzündungen sowie Genitalerkrankungen und Fehlgeburten führen kann. Beim Meerschweinchen gelten zwei Mykoplasmen zu den krankheitsauslösenden: Mycoplasma caviae (Meerschweinchen spezifisch) und Mycoplasma pulmonis (das gleiche wie bei Ratten und Mäusen). Bei Mycoplasma pulmonis geht man mittlerweile von einem zoonotischen Potential aus. Das heißt, dass sich insbesondere immunsupprimierte Menschen (Ältere, Kinder, Schwere, Transplantierte etc.) anstecken können und auf entsprechende Hygienemaßnahmen achten sollten.

Mykoplasmen werden hauptsächlich aerogen (über die Luft bzw. Tröpfcheninfektion) übertragen. In den Zellen des Atmungstraktes besiedeln sie die Oberflächen und schädigen die Zilien, die für den Abtransport von Staub und Keimen verantwortlich sind. Auch immunsupprimierende und immunpathogene Wirkungen sind beschrieben. Das bedeutet, dass das Immunsystem geschädigt wird. Häufig begünstigen Mykoplasmen somit andere Infektionskrankheiten, insbesondere des Atmungstraktes. Mykoplasmen können aber auch selbst Lungen-, Lymphknoten- und Gebärmutterentzündungen auslösen. Dies kann auch zum Tod der Tiere führen. Allerdings können sie bei den infizierten Tieren auch lange symptomlos bleiben, wodurch eine Ansteckung der anderen Tiere im Bestand möglich ist.

 

 

WELCHE SYMPTOME SPRECHEN FÜR EINE ERKRANKUNG?

Symptome einer Mykoplasmose können sein: 

  • Rhinitis (Entzündung der Nase) mit Krustenbildung und Sekretansammlungen um Nase und Auge. 
  • Bindehautentzündungen (Konjunktivitiden) mit Tränen und geschwollenen, rötlichen Bindehäuten.
  • Bronchitiden ohne Auswurf (Entzündungen der Bronchien) sind häufig schwer zu erkennen, sind aber häufig über lautere Atem- oder Würgegeräusche erkennbar.

Es handelt sich in den meisten Fällen um chronische Erkrankungen mit deutlichen Verschlechterungen des Allgemeinbefindens, sobald weitere immunsuprimierende Faktoren hinzukommen.

 

 

WELCHE MUSTER / RAHMENBEDINGUNGEN SPRECHEN FÜR EINE ERKRANKUNG?

Aufgrund der Anfälligkeit bei immunsuprimierenden Faktoren, können Anhaltspunkte für eine (bislang unerkannte) Infektion sein:

  • Ausbrüche der o.g. Erkrankungen nach Umzug, Vergesellschaftung, Urlaubspflege, Geburt, schwerer anderer Erkrankungen (z.B. Operation mit Narkose).

Bei Neuaufnahmen: 

  • Partnertier ist im alten Zuhause völlig überraschend / sehr schnell an o.g. Erkrankungen verstorben im Alter bis 5 Jahre.
  • Im Bestand sind mehrere Tiere im Alter bis 5 Jahre verstorben.
  • Das abgegebene Tier trauert alleine in der Eingangsquarantäne deutlich auffälliger als andere Abgabetiere.

 

 

WIE ERFOLGT DIE DIAGNOSE?

Mykoplasmen lassen sich aufgrund ihrer Zellwandlosigkeit nicht wie gewöhnliche Bakterien anzüchten. Es werden entweder spezielle, langwierige Verfahren benötigt oder (dies ist die bevorzugte Variante) eine PCR durchgeführt. Hierzu werden sterile, trockene Tupfer aus Bindehaut / Nase / Rachen genommen und anschließend an ein Labor geschickt. Mykoplasmen lassen sich grundsätzlich mit bestimmten Antibiotika behandeln. Leider wird keine Erregerfreiheit erreicht, was bedeutet, dass die Meerschweinchen – einmal infiziert – immer wieder erkranken können. Dies ist vom Prinzip ähnlich wie Herpesbläschen an der Lippe bei uns Menschen. Bei schlechten Umweltbedingungen, schlechtem Immunsystem oder Vorerkrankungen kann die Erkrankung immer wieder ausbrechen und in der Zwischenzeit lediglich zurückgedrängt werden.

 

 

WELCHE PROPHYLAXE IST MÖGLICH?

Je besser die Haltungsbedingungen sind, desto länger können Mykoplasmen in Schach gehalten werden. Stabile Gruppenstrukturen, artgerechtes Futter und Maßnahmen zur Stärkung des Immunsystems sind hier angezeigt. Stehen Ereignisse (z.B. Vergesellschaftung, Urlaubspflege oder Narkose) an, empfiehlt es sich, die Tiere um diesen Zeitpunkt herum zusätzlich zu unterstützen, z. B. mit Rodicare Immun.

Werden mehrere Gruppen gehalten, sollte bei der Gehegehygiene darauf geachtet werden, Einrichtung nicht ohne Weiteres unter den Gruppen zu tauschen. Mykoplasmen sind nicht besonders temperaturbeständig und können außerhalb des Wirts nicht lange überleben. Temperaturen unter 0° oder über 60° und intensive Seifenreinigungen von Oberflächen überleben sie nicht. Entsprechende Maßnahmen sind daher angezeigt, bevor Teile in andere Gehege eingebracht werden.

 

 

WAS IST IM ERKRANKUNGSFALL ZU BEACHTEN?

  • Weisen Sie bei der Vorstellung in der Tierarztpraxis auf den Befall in Ihrem Bestand hin.
  • Verlieren Sie bei der Behandlung keine Zeit mit „sanften“ Methoden, sondern lassen Sie mit dem für die Erkrankung passenden Antibiotikum behandeln.
  • Unterstützen Sie zusätzlich mit Rodicare Immun und – falls die Atemwege betroffen sind – Rodicare Pulmo.
  • Bei einer schweren Atemwegsinfektion, spätestens jedoch bei beginnender Lungenentzündung zusätzlich Zylexis-Kur im Rahmen der Behandlung ansprechen und spritzen lassen sowie eine Schmerztherapie ansprechen.
  • Bei Atemwegserkrankungen bilden sich häufig schmerzhafte Bläschen um Maul- / Rachenbereich, die dazu führen, dass die erkrankten Tiere weniger oder gar nichts mehr selbständig fressen, sich wegen der Schmerzen aber auch nur sehr schlecht päppeln lassen.

 

WIE STARK SIND MYKOPLASMEN VERBREITET?

Aussagen sind hierzu schwierig, da es nur wenige wissenschaftliche Veröffentlichungen gibt. Für den süddeutschen Raum kann danach von einem Befall zwischen 60 und 80 % der Bestände ausgegangen werden, für unsere Region weniger, aber durchaus auch 30 – 50 %. Gerade Halter*innen, die über Jahr(zehnt)e die immer gleiche Gruppe fortführen, hatten rein statistisch auf alle Fälle schon einmal erkrankte Tiere im Bestand. In Gruppen unsere Mitglieder wurde dies leider bestätigt.

 

 

WELCHES ZIEL VERFOLGT CAVIA CARE – NOTNAGER E. V.?

Aufgrund der geschilderten anzunehmenden drastischen Durchseuchung der Bestände bei einer hohen Dunkelziffer an symptomfreien, aber infizierten Tieren, erscheint die Eindämmung / Ausrottung nicht erreichbar. Unser Ziel ist daher die Aufklärung und Sensibilisierung um die Erkrankung, sowohl der Halter*innen, als auch der behandelnden Tierärzte*innen. Denn wer um die Erkrankung weiß, kann im Akutfall richtig reagieren und damit Tiere retten, die in Unkenntnis eventuell versterben würden. Sprechen Sie uns bei Unklarheiten oder Fragen gerne an.