Meerschweinchen haben einen sogenannten „Stopfdarm“. Der Verdauungstrakt verfügt nicht über eine ausreichende Eigenperistaltik (Magen-Darm-Bewegung), sodass durch kontinuierliche Futteraufnahme der Nahrungsbrei vorangebracht werden muss. Ein gesundes Meerschweinchen isst über 24 Stunden verteilt bis zu 80 kleine Mahlzeiten pro Tag, auch in der Nacht.
Aus diesem Grund muss geeignetes Futter immer und in ausreichender Menge zur freien Verfügung stehen.
FRISCHFUTTER
Als Hauptnahrungsquelle für Meerschweinchen sollte blattreiches Strukturfutter (ca. 70%) zur Verfügung stehen. Dazu gehören verschiedene Salate (vor allem Bittersalate wie z.B. Endivien, Chicorée, Radicchio), Gräser, frische Kräuter, verschiedene Kohlsorten und Blätter von Bäumen und Sträuchern.
Zusätzlich zum blattreichen Futter können verschiedene Gemüsesorten in kleinen Mengen angeboten werden.
Da Meerschweinchen, genauso wie wir Menschen, Vitamin C nicht selbst bilden können, sind sie auf ein ausreichendes und abwechslungsreiches Angebot an Futter angewiesen.
Das Frischfutter soll immer
• zur Verfügung stehen
• Zimmertemperatur haben (nie direkt aus dem Kühlschrank anbieten, dies kann zu Darmproblemen führen!),
• gut gewaschen,
• getrocknet (nie nass!) und
• frei von Schimmel UND Fäulnis sein.
Bieten Sie Ihrem Meerschweinchen nur Frischfutter an, welches Sie selbst auch noch verzehren würden. Ihr Meerschweinchen ist sehr sensibel mit der Aufnahme von Frischfutter – es ist kein Mülleimer für Grünabfälle. Neue Frischfutter- und Obstsorten sowie Gras müssen immer langsam und in kleinen Mengen angeboten werden. Überfordern Sie den Verdauungstrakt Ihres Meerschweinchens nicht mit zu viel neuen, unbekannten Sorten. Manche Gemüsesorten können Blähungen auslösen; achten Sie hier auf das Verhalten Ihres Meerschweinchens und füttern Sie ggf. solche Sorten nur in Maßen. Vor allem Kohlsorten sollten vorsichtig abgefüttert und nicht in Kombination mit Trockenfutter gegeben werden. Besonders calciumreiches Futter kann Blasensteine und Blasengries auslösen; bei vorbelasteten Tieren sollte ggf. dieses Gemüse nicht angeboten werden.
HEU
Heu ist für Meerschweinchen ein wichtiges Nahrungsmittel. Es fördert die Verdauung, bringt alles gesund durch den Darm und unterstützt den natürlichen Zahnabrieb. Beim Heu ist auf Qualität zu achten, nicht unbedingt das verstaubte Billigheu, das hauptsächlich aus kleingehäckselten Heuresten besteht.
In der Regel unterscheidet man zwischen gröberen und feineren Heuschnitten. Idealerweise kann man seinen Meerschweinchen von beiden Schnitten eine Auswahl anbieten, so dass sich jedes Individuum den bevorzugten Schnitt aussuchen kann. Der zweite Schnitt ist immer pollenärmer und deswegen auch für Allergiker geeignet. Diese Unterscheidung finden Sie sicherlich meist bei Direktvermarkter, der Einzelhandel unterscheidet dies in der Regel nicht.
WASSER
Genauso wie Frischfutter und Heu muss auch Wasser immer in ausreichender Menge und täglich frisch zur Verfügung stehen. Einige Meerschweinchen sieht man wenig bis gar nicht trinken. Dies ist jedoch kein Grund, den Meerschweinchen das Wasser vorzuenthalten! Selbstverständlich vertragen unsere Meerschweinchen kein kohlensäurehaltiges Wasser. Bieten Sie am besten Leitungswasser an, gern auch gefiltert.
Sie haben unterschiedliche Möglichkeiten, ihren Meerschweinchen das Wasser anzubieten:
Tränke: Eine sehr verbreitete Methode ist die sogenannte Nippeltränke. Diese wird innerhalb oder außerhalb des Geheges der Meerschweinchen angebracht, entweder an einem Gitter oder in einer Holzhalterung, die in den Lebensraum gestellt werden kann. Nippeltränken gibt es mit und ohne Kugeln. Hier kann man probieren, welche Variante vom Schweinchen eher angenommen wird. Es ist auf eine besonders intensive Hygiene zu achten, da verwinkelte Stellen mitunter nicht leicht gesäubert werden können.
Schüssel / Schale: Die einfachste und günstigste Art, Wasser anzubieten, ist eine Schüssel. Diese wird direkt in den Lebensraum platziert, ggf. eher an der Seite. Ein Vorteil einer Schüssel / Schade ist, dass das natürliche Trinkverhalten gut nachgestellt werden kann. Nachteil ist leider, dass das Wasser schnell verschmutzt mit Einstreu, Kot und Essensresten. Daher sollten die Schüsseln / Schalen mehrmals täglich kontrolliert und gegebenenfalls gesäubert werden. Sind Sie sich nicht sicher, welche der hier beschriebenen Möglichkeiten Ihr Meerschweinchen bevorzugt, bieten Sie ihm eine Zeitlang beides an und beobachten, welche Variante besser angenommen wird. Selbstverständlich können unsere Pflegestellen Ihnen Auskunft zu den Vorlieben unsere Vermittlungstiere geben.
KRÄUTER UND ZWEIGE
Kräuter und Zweige können als Leckerchen oder zur Abwechslung sowohl frisch als auch getrocknet angeboten werden. Hierbei ist zu beachten, dass der Kalziumgehalt von getrockneten Kräutern erhöht ist und bei übermäßigem Verzehr zu Blasengries führen.
Zur Beschäftigung eignen sich Zweige von Obstbäumen (z. B. Apfel, Birne, etc.), Laubbäumen oder z.B. Haselnusszweige.
TROCKENFUTTER
Bei einer ausgewogenen und gesunden Ernährung benötigen Meerschweinchen kein Trockenfutter.
Ältere, kranke, junge oder schwangere Meerschweinchen haben allerdings einen erhöhten Kalorienbedarf, sodass es unter Umständen sinnvoll sein kann, diesen Tieren zusätzlich ein hochwertiges, getreidefreies Trockenfutter anzubieten.
Für Tiere mit erhöhtem Kalorienbedarf kann man auch einige Haferflocken unter das Futter mischen. Im Krankheitsfall, wenn das Meerschweinchen nicht frisst, empfiehlt sich die Fütterung mit einem sogenannten Päppelfutter. Dieses sollte allerdings nur in krankheitsbedingter Ausnahme oder als Leckerchen erfolgen und nicht dauerhaft als Ersatznahrung angeboten werden.
Generell sollte das Päppeln bei einem nicht fressenden Tier mit einem heimtierkundigen Tierarzt abgesprochen werden.
WAS LIEBER NICHT?
Leider gibt es noch immer einige hartnäckige Gerüchte und Mythen, über Zubehör oder Futtermittel, die für Meerschweinchen „essentiell“ sein sollen. Grund hierfür sind z.B. Zoogeschäfte, für die Umsatzorientierung im Vordergrund steht.
So benötigt ihr Meerschweinchen z.B. auf keinen Fall ein Geschirr, mit dem es Gassi geführt werden kann oder Lecksteine zur Regulierung des Salzhaushaltes.
Zu häufigen Ernährungsmythen gehört beispielsweise das Verfüttern von altem bzw. trockenem Brot, dem nachgesagt wird, den Zahnabrieb zu fördern und somit gesund zu sein. Das Gegenteil ist der Fall: Brot, dass bereits alt und hart ist, kann ein Nährboden für diverse Bakterien und Schimmelsporen sein. Bevor das Brot die Backenzähne erreicht, ist es bereits zu einem Brotmatsch zusammengeklebt und kann so den Zahnabrieb nicht fördern. Es wird geschluckt und kann in schlimmen Fällen Blähungen, Durchfall und andere Darmprobleme auslösen, nicht zuletzt durch die darauf sitzenden Bakterien oder Schimmelsporen, oder „nur“ durch die im Brot selbst enthaltenen Gärstoffe.
Ist ein Meerschweinchen gebläht oder hat sogar bereits Durchfall, ist höchste Eile geboten und ein Gang zum Tierarzt ist unabdingbar.
Bitte lesen Sie hierzu auch unsere Punkte unter „Krankheit und Tierarzt“.